Die anderen Touristen und ich

Bevor wir nun von Da Nang nach Ho-Chi-Minh-Stadt fliegen, verbrachten wir noch drei Tage in Da Nang, um die Marmorberge Non Nuoc zu erkunden. Es handelt sich dabei zwar eher um Hügel, da diese aber in einer ansonsten sehr ebenen Landschaft stehen, wirken sie schon recht imposant. Die fünf Hügel werden den fünf Elementen Metall, Holz, Wasser, Feuer und Erde zugeordnet, wobei der Berg des Wassers (Thuy Son) der touristisch interessanteste ist.

Einer der Marmorberge in der Ebene um Da Nang

Der Wasserhügel ist übersät mit Höhlen, Pagoden, Buddhas, steinernen Drachen und anderen Skulpturen, die über verschlungene Pfade und teilweise sehr steile Treppen zu erreichen sind. Vieles ist mit Schlingpflanzen und Moosen überwuchert, so dass man machmal den Eindruck hat, man wäre der erste Besucher nach langer Zeit.

Fast wie bei Indiana Jones

Besonders magisch sind die hunderte Steindrachen, die in allen Größen an vielen Stellen den Berg verzaubern. Aber auch die Höhlen, die teilweise so groß sind, dass man mehrere Altäre und große Marmorstatuen hinein bauen konnte, tragen zu der besonderen Atmosphäre des Ortes bei.

Überall Drachen

Der Haken bei der Sache ist aber, dass alles, was so schön ist, natürlich die Menschenmassen anzieht. Und die werden gleich busweise zu den Hügeln gebracht. Da ist es wieder, das alte Dilemma des Reisenden: Gerne wäre man der Einzige, der die Sehenswürdigkeit entdeckt, aber man ist halt Teil der Masse und trägt zur Entzauberung der schönen Plätze bei. Und ohne die Touristen und die Infrastruktur, die für sie geschaffen wurde, hätten selbst die abenteuerlustigsten Individualreisenden kaum die Möglichkeit, diese Plätze zu erreichen. Was macht man nun an solchen Orten, die voll sind mit Touristen? Man kann versuchen, die vielen Menschen auszublenden und tatsächlich findet man selbst an den belebtesten Orten Plätzchen, die man, auch wenn es nur für ein kurzer Moment ist, für sich alleine hat. Das Ausblenden gelingt mir bereits recht gut, so dass ich mich sogar mal auf dem Tiananmen-Platz einsam gefühlt habe, aber regelmäßig zerstört wird diese Illusion bei dem Versuch zu fotografieren. Man hat sein Motiv im Sucher, der Ausschnitt stimmt, Zeit und Blende sind richtig eingestellt, da bombt die blonde Dreadlock-Backpackerin mit 90 Liter Riesenrucksack mitten ins Bild. Oder die 20köpfige Reisegruppe, die sich direkt vor der Buddha Statue plaziert und dann noch nicht mal auf die Statue schaut, sondern auf ihre Handys starret. Macht zwar keiner mit Absicht, aber ab und zu ein bisschen rumschreien würde ich schon ganz gerne. Mach ich aber nicht, sondern ich fange an, Touristen zu fotografieren, die sich selbst fotografieren:

Ansonsten hat uns Da Nang recht gut gefallen. Die Stadt hat sowohl ursprüngliche Viertel auf der westlichen Seite der Drachenbrücke, als auch einen sehr modernen Teil auf der östlichen Seite. Dort ist nach Sonnenuntergang alles bunt beleuchtet und eine Menge Einheimische und Touristen sind auf den Straßen unterwegs um die Skyline der Stadt zu genießen.

Der Han Market im westlichen Teil der Stadt
Die Drachenbrücke von Da Nang

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