Leider nicht nach Pag

Die Nacht in der Plattenbausiedlung war recht kurzweilig, Geschrei auf dem Flur, Geschrei von der Straße. Auch ohne des Kroatischen mächtig zu sein, vermute ich stark, dass es in allen Fällen irgendwie um Beziehungen ging. Wir haben dann doch noch ein paar Stunden geschlafen und nach zwei Tassen Kaffee ging es Richtung Pag. Steffie hatte dieses Ziel ausgewählt, weil es dort viele Buchten und Strände gibt, zum Fahrradfahren gut geeignet ist und sie landschaftlich außergewöhnlich sein soll. Bereits nach wenigen Kilometern zerschlugen sich allerdings unsere Pläne. Der Verkehr auf der Autobahn kam zum Erliegen und als sich der Himmel am Horizont verdunkelte, wussten wir auch warum: Waldbrände. Wir saßen zwei Stunden in der Gluthitze im Bus (dessen Klimaanlage sich bereits vor ein paar Tagen verabschiedet hat), bis der Verkehr von der Autobahn auf Seitenstraßen umgeleitet wurde. Richtung Pag waren auch die Landstraßen gesperrt, so dass wir aufs Geratewohl Richtung Küste fuhren. Wir strandeten auf der Insel Murter. Insel ist ein wenig viel gesagt, da Murter nur 20 Meter vom Festland entfernt liegt und sehr bequem über eine Klappbrücke zu erreichen ist. Murter hat eine wunderbare Bucht, die fast geschlossen ist, so dass man den Eindruck gewinnen könnte, man weile an einem See. Am Ufer liegt das geschäftige Städtchen Jezera und an einen Hang geschmiegt die Ferienanlage Jezera Village mit Campingplatz. Auch dort fanden wir wieder ein schönes Plätzchen, hochlegen, sogar mit Blick auf die Bucht. Jezera Village ist eine sehr große Anlage mit Hotel, Ferienwohnungen, Supermarkt, Restaurants, Friseur, Massage, Animation und und und. Auf den Campingplatz fiel uns auf, dass bei nahezu jedem Wohnwagen oder Wohnmobil ein Bootsanhänger stand. Der Platz scheint das Eldorado der Wassermotorsportler zu sein. Wie in fast ganz Kroatien zu 80% Deutsche und wegen der späten Ferien sehr viele Badenwürtenberger. Der Badische Dialekt ist allgegenwärtig und man hört dann auch immer wieder Sätze wie: „Leon-Manuel, i han dir doch gsagt, du solsch em Noachboar net ans Zelt prunsse!“. Der Zeltplatz grenzt direkt ans Meer und die vorderste Reihe ist natürlich die Toplage und ähnlich begehrt wie eine Villa in New York am Centralpark. Wer dort einen Platz hat, gibt ihn so schnell natürlich nicht mehr her und einige der Camper scheinen wirklich schon seit Jahren dort zu leben. Eine Familie hat es uns besonderes angetan und ich vermute, dass es sich nur um wenige Monate handeln kann, bis sie eine eigene Realityshow auf RTL2 haben. Ein riesiger Trailer mit Airbrush-Malerei stand auf der Parzelle. Davor ein Vorzelt plus Pavillon mit den Ausmaßen einer mittelgroßen Zweizimmerwohnung. Darin eine Außenküche mit Mikrowelle und Pizzaofen. An der Decke, kein Witz, ein Kronleuchter und ich muss zugeben, den fand ich echt witzig. Die Krönung allerdings war ein mobiler Jakuzzi! Die Bewohner erinnerten uns irgendwie an die Geissens. Sie schienen recht schnell zu Geld gekommen zu sein und waren beim Ausgeben nicht immer ganz geschmacks- und stilsicher. Hatte ich schon erwähnt, dass ihre Dogge ein eigenes Zelt im Leopardenfell-Look hatte? Der große Vorteil von großen Campingplätzen: Es gibt unglaublich viel zu sehen. Nach drei Tagen hatten wir dann aber doch genug und es sollte weiter gehen, in Richtung Plitvicer Seen.

Hier ein paar Fotos:

 

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