Tigersafari in Ranthambhore

In unserem Hotel in Ranthambhore fiel der ganze Streß der vorhergegangenen Tage von uns ab. Das Heritage Haveli liegt außerhalb der Stadt und ist dementsprechend leise. Ein bisschen kommt man sich hier vor wie in tausendundeiner Nacht. Nach Ranthambhore reist man nicht, um die Stadt zu besichtigen, sondern um eine Safari in dem gleichnamigen Nationalpark zu unternehmen. Safari heißt in diesem Fall natürlich, mit dem Jeep durch den Park fahren, Tiere gucken und nicht, auf Tiere schießen. Gleich am nächsten Morgen geht es los: Sechs Touristen, ein Ranger und ein Fahrer in einem offenen Jeep im Morgengrauen über die staubigen Pisten Richtung Reservat. Der Fahrer möchte gerne zeigen, was er drauf hat, fährt mit einem Höllentempo über die Wege und lässt den Wagen durch die Kurven driften. Eine mitreisende ältere Dame findet das nicht so lustig und fordert den Fahrer immer wieder auf, langsamer zu fahren, weil „it is not a pleasure for me“! Am Park angekommen treffen wir uns mit fünf anderen Fahrzeugen und jedes davon fährt in eine andere Richtung los, um Ausschau nach Tigerspuren zu halten oder den Warnschrei von Tieren zu hören, was auf die Anwesenheit der Großkatze deutet. Während der Fahrt erzählt uns der Guide einiges über den Tiger und die anderen Tiere, die wir sehen. Allerdings sind heute die Affen, Antilopen und Hirsche nicht von allzu großem Interesse. Alles ist recht gemütlich und ab und zu steigen wir auch aus, um die grandiose Landschaft zu bewundern. Sobald aber eine Gruppe einen Hinweis auf den Tiger entdeckt und die anderen per Funkgerät verständigt hat, springen alle in ihre Jeeps und rasen – trotz dem Gezetere der älteren Dame – zu der angegebenen Stelle. Ich frage den Ranger, ob das Motorengeräusch den Tiger nicht verscheucht, aber er erklärt mir, dass der Tiger daran gewöhnt sei und sich nicht davon beeindrucken lässt. An Ort und Stelle sehen wir dann tatsächlich riesige Fußabdrücke, aber von dem Tier ist leider nichts zu sehen. So geht das über vier Stunden und wir gehören nun leider zu den Menschen, die nicht das Glück hatten, einen Tiger in freier Wildbahn gesehen zu haben. Vielleicht sollte ich mit den Mitreisenden zum Trost das Kinderspiel „Gehen wir heut auf Löwenjagd“ spielen. Wir verbringen dann noch einen Tag im Hotel und buchen uns eine Zugfahrt nach Jaipur. Als wir am nächsten Morgen zum Bahnhof fahren, erzählt uns der Taxifahrer, dass in der Nacht ein Tiger in der Nähe unseres Hotels war und eine Kuh gerissen hat…

Unser Ranger hält Ausschau nach dem Tiger
Alle halten Ausschau nach der Riesenkatze
Merkwürdige Menschen am Bahnhof
Unser Zug nach Jaipur

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