Freitag, der 13. – Camping in Polen

Natürlich bin ich nicht abergläubisch, aber wenn eine Geschichte mit „Freitag, der 13.“ anfängt, kann man sich ja schon vorstellen, wie das endet. Um aber Einiges vorweg zunehmen: richtig dramatisch war es nicht und mit Polen hatte es auch nichts zu tun.

Warum zum Camping nach Polen?

Dass wir überhaupt in Polen gelandet sind, hängt damit zusammen, dass wir vor ein paar Jahren feststellten, dass wir zwar immer weiter nach Asien reisen, aber den ganz nahen Osten noch gar nicht kennen. Deshalb versuchen wir jedes Jahr, sowohl Ostdeutschland als auch Osteuropa, etwas näher kennen zu lernen. Unsere Erfahrungen sind durchweg positiv und vor allem das nahe Beieinander liegen von viel Natur und beschaulichen Städtchen hat es uns angetan. Dazu stösst man immer wieder auf geschichtsträchtige Orte, die oft – nicht immer positiv – mit Deutschland zu tun haben. Ein weiterer Grund für Polen war der Blick auf die Europawetterkarte: Überall kalt, nur für Polen wurden Sonne und Temperaturen über 20 Grad vorhergesagt. Also den Baedeker eingepackt und los ging es in den wilden Osten. Unser erstes Lager schlugen wir noch in Deutschland, nahe Chemnitz auf, aber am nächsten Tag waren wir schon im südwestlichsten Teil Polens, in Niederschlesien. In der Nähe von Dzierzoniow fanden wir den sehr schönen Campingplatz Forteca. Idyllisch am See gelegen, kleines Restaurant dabei und ein total netter Holländer mit Namen Matthis, der den Platz zusammen mit seiner polnischen Frau Anna führt. Die Gegend dort ist recht flach und in den letzten Jahren wurden immer mehr Fahrradwege angelegt, so dass wir den 11. und 12. April mit Fahrrad fahren, Lesen und dem Ausfindigmachen unseres nächsten Zieles verbringen konnten. Am letzten Abend vor unserer Weitereise tranken wir in der Kneipe von Matthis noch ein sehr gutes Bier, das sein Nachbar selbst braut, und legten uns schlafen. Am nächsten Morgen schüttete es! Regen ist beim Camping nicht so gut, vor allem nicht am Abreisetag weil man dann das nasse Vorzelt abbauen und einpacken muss. Wenn man es dann nicht innerhalb weniger Tage wieder aufbauen kann, fängt es an zu schimmeln. Es war halt Freitag der 13. Überhaupt ist das ganze Zusammenpacken und Einräumen bei Regen eine ziemlich hektische und matschige Angelegenheit. Gegen elf Uhr waren wir fertig und hätten los fahren können, wenn Matthis oder seine Frau an der Rezeption gewesen wären, damit wir unsere Rechnung hätten bezahlen können. Bisher turnten sie jeden Tag von früh bis spät auf dem Campingplatz herum, aber ausgerechnet bei unsere Abreise war niemand da. Gut, vielleicht hätten wir am Vorabend Bescheid sagen können, dass wir abreisen wollen, aber wir waren uns noch nicht ganz sicher. Nun ja, so circa zwei Stunden später kamen sie dann vom Einkaufen zurück und wir konnten endlich los.

Campingplatz Forteca
Der kleine See gehört zum Campingplatz Forteca

Da es immer noch regnete, musste ich ständig die Scheibenwischer laufen lassen und brauchte auch eine Menge Scheibenwischwasser. Kein Problem, einfach an der nächsten Tanke nachfüllen. Denkste! Die Motorhaube ließ sich nicht öffnen. Der kleine Hebel im Innenraum hatte keinen Zug mehr. An der Tankstelle gab es keinen Mechaniker, also fuhren wir einfach durch die Gegend und suchten eine Werkstatt. Das ist in Polen keine schlechte Idee, weil es hier in fast jedem Dorf einen Mechaniker mit Garagenbetrieb gibt. Natürlich mussten wir erst ein paar Dörfer abklappern, fanden dann aber in einer Kleinstadt einen ziemlich großen Betrieb. Mit Händen und Füßen konnten wir unser Problem kommunizieren und schon machten sich zwei Mechaniker ans Werk. Sie bekamen die Kiste nicht auf! Nach einer halben Stunde kapitulierten sie und wir machten uns auf den Weg nach Tarnow, unserem Ziel für den heutigen Tag. Es lief recht gut bis Krakau, dann war die Autobahn dicht. Keine Ahnung wer da wohin fahren wollte, aber wie es aussah, die halbe Nation von West nach Ost. Das Navi schlug eine Alternativroute vor, die uns 30 Minuten Zeitersparnis bringen sollte. Wir freuten uns vorsichtig und keine zehn Minuten später standen wir mitten im dichtesten Stadtverkehr in Krakau. Insgesamt brauchten wir letztendlich sieben Stunden für 300 Kilometer. Am Campingplatz in Tarnow dann keine bösen Überraschungen mehr. Sehr nette Menschen an der Rezeption, schöner Platz und der Regen hatte auch aufgehört.

In dem Dorf Krzyzowa (früher Kreisau) steht das Schloss von Helmuth James Graf von Moltke der 1945 als Widerständler von den Nazis ermordet wurde. Heute ist das Schloss eine Jugendbegegnungstätte
Der Fluss Dunajec, der nicht begradigt wurde und deshalb genaus so wildromantisch wie die Rhone in Frankreich ist

2 Gedanken zu „Freitag, der 13. – Camping in Polen“

    • Hallo Helena! Das Land ist wirklich sehr schön. Zum Essen kann ich noch gar nichts sagen, weil wir bisher immer gegrillt haben. Gestern wollten wir es testen, aber in dem urigen Lokal gab es leider keine zweisprachige Speisekarte und der Kellner konnte uns auch nicht helfen. Also sind wir zum Italiener.

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