Busfahrt nach Banlung

Die Entfernung von Stung Treng nach Banlung in der Provinz Ratanakiri beträgt etwas über 100 Kilometer. Ich dachte mir, dass die Fahrt, großzügig gerechnet, wohl zwei Stunden dauern würde. Es ließ sich auch recht bequem an, da ich der einzige Fahrgast in dem 9-sitzigen Minibus war. Natürlich fehlt da etwas das Asien-Feeling, wie man es aus Filmen und Reportagen kennt, aber das muss man ja nicht immer haben. Etwas stutzig machte mich dann aber, als der Fahrer nicht Richtung Schnellstraße fuhr, sondern in die Stadt. Ein erster Stopp und es stieg eine junge Frau mit ihrem Baby zu. Am nächsten Halt vergrößerte sich dann unsere kleine Gesellschaft um ein Ehepaar, die beiden Ehepartner bereits jenseits der 80 Jahre alt. Der Busfahrer holte wohl alle Gäste direkt vor der Haustür ab. Ich war anscheinend der Einzige, der sein Gepäck an die Bushaltestelle geschleppt hat. Mir wurde dann auch langsam klar, warum die Frau bei der Buchung unbedingt wissen wollte, in welchem Hotel ich wohne. Der Busfahrer fuhr auch tatsächlich an meinem Hotel vorbei und schenkte mir ein Lächeln. Man lernt auf jeder Reise dazu.

Wir verließen dann die Stadt Richtung Banlung und ich war ganz froh, dass ich nicht mehr alleine im Bus saß und es nun etwas lebhafter zuging. Im nächsten Ort gab es dann wieder einen kurzen Halt, um einen jungen Mann mit seinem Moped mitzunehmen. Ja wirklich, das Moped wurde von zwei kräftigen Männern ins Heck verladen. Es folgten weitere Stopps, bis wir uns schließlich zu fünfzehnt, plus Baby, auf 9 Plätzen drängten. Darüber hinaus wurden auch noch zwei große Lkw-Batterien, eine Motorsäge und fünf große Säcke Reis – von denen einer umfiel und es kümmerte tatsächlich keinen – zugeladen. Wir waren nun ziemlich überladen, was den Fahrer aber nicht davon abhielt, mit einem Höllentempo über die Piste zu rasen und an jeder unübersichtlichen Stelle der einspurigen Straße zu überholen. Ich habe dann einfach nicht mehr nach vorne geschaut, sondern nur noch auf die etwas ältere Dame mit der ungesund grünlichen Gesichtsfarbe, in der Hoffnung, noch rechtzeitig ausweichen zu können, wenn sie sich übergibt. Es ging aber alles gut. Und vier Stunden nach Abfahrt, nachdem alle Fahrgäste einzeln zu ihren Zielen gebracht worden waren, setzte der Fahrer auch mich direkt an meiner Unterkunft ab.